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Kniearthrose: Das richtige Training und welche Auswirkungen es hat

Autorenbild: Josephin WinterJosephin Winter

Wie Sport die Funktionalität des Gelenks erhalten und Schmerzen reduzieren kann


124.677 Knieprothesenimplantationen wurden laut Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) im Jahr 2019 durchgeführt. Damit ist die Knie- oder auch Gonarthrose die häufigste Art der Arthrose beim Menschen und sie betrifft beinahe die Hälfte aller Arthrose-Patienten. Das verwundert kaum, denn unser komplex aufgebautes Kniegelenk muss täglich großen Belastungen standhalten. Und wenn es nicht mehr reibungslos funktioniert, kann jeder Schritt schmerzhaft sein, was die Lebensqualität entscheidend beeinträchtigt. Viele Menschen mit der Diagnose Kniearthrose meiden sportliche Betätigung aufgrund der Schmerzen. Doch ist dies die richtige Strategie oder kann ein geeignetes Training den Beschwerden sogar entgegenwirken?

Wie ist unser komplexes Kniegelenk aufgebaut?

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im Körper. Für die Beweglichkeit und Stabilität des Knies sind viele verschiedene Strukturen, wie Knochen, Bänder und Faserknorpel verantwortlich. Die knöchernen Strukturen betreffen den großen Oberschenkelknochen (Femur), das Schienbein (Tibia) und die Kniescheibe (Patella), ein flaches Sesambein.


Der Oberschenkel bildet den Gelenkkopf und das Schienbein die Pfanne. Diese beiden passen allerdings nicht exakt aufeinander, weshalb zwischen den beiden Knochen zwei knorpelartige Strukturen, die sogenannten Menisken, liegen.

Der halbmondförmige Innenmeniskus und der beinahe kreisrunde Außenmeniskus dienen als Puffer, die Dreh- und Stoßbewegungen aufnehmen und so den Gelenkknorpel schützen können.


Weiterhin beteiligt sind die Seitenbänder (Innen- und Außenband) sowie die Kreuzbänder (hinteres und vorderes Kreuzband), die die Bewegungen im Kniegelenk führen und vor Verletzungen sowie unbeabsichtigten Bewegungen schützen.


Was genau ist Kniearthrose?

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung. Nach und nach wird die Knorpelschicht, mit denen alle Gelenkflächen überzogen sind, abgebaut bis letztendlich die Knochenenden schmerzhaft aufeinander reiben.

Im Kniegelenk betreffen ca. 50 Prozent der Fälle eine Arthrose zwischen Oberschenkel und Schienbein und nur ca. zehn Prozent der Fälle eine Arthrose zwischen Oberschenkel und Patella.


Wie entsteht Arthrose im Kniegelenk

Es gibt vielfältige Auslöser einer Kniearthrose. Zudem muss zwischen einer altersgerechten Abnutzung* und einer Kniearthrose durch traumatische Erfahrungen oder dauerhafte Fehlbelastungen unterschieden werden.


Einige Ursachen sind

  • Traumatische Erfahrungen im Knie (Kreuzband- oder Meniskusriss, Tibiakopf- oder Kondylenfraktur)

  • Angeborene oder erworbene Fehlstellungen des Knies (z.B. X- oder O-Beine)

  • Nicht achsengerechte Belastung des Gelenks bei schwerer körperlicher Arbeit oder sportlicher Tätigkeit

  • Hohe Gelenkbelastungen durch Übergewicht

  • Stoffwechseländerungen im Körper, die den Knorpelabbau fördern (z.B. Gicht und Hämochromatose)

  • Erbliche Faktoren (z.B. anlagebedingte Minderwertigkeit des Gelenkknorpels)

*Mit zunehmendem Lebensalter lassen einige Funktionen des Knorpels nach, wie z. B. die Fähigkeit Wasser zu speichern (Pufferfunktion). Bei einer altersgerechten nachlassenden Funktion des Knorpels handelt es sich nicht um eine krankhafte Kniearthrose.


Zur Diagnosesicherung wird das Röntgen oder die Magnetresonanztomographie (MRT) genutzt. In der Therapie werden zunächst Gelenkinjektionen, Akupunktur, Physiotherapie und Schmerzmittel genutzt. Eine Operation sollte in den meisten Fällen der letzte Weg sein. Nur bei starken Deformierungen der Gelenkflächen empfiehlt sich, diese durch eine Teil- oder Vollendoprothese zu ersetzen.


Sport bei Kniearthrose

Menschen mit Kniearthrose sollten ihre Aktivitäten zwar an ihre Erkrankung anpassen, allerdings nicht gänzlich darauf verzichten. Eine Arthrose ist nicht-regenerativ und kann nicht geheilt werden, jedoch kann Sport den Verlauf positiv beeinflussen. So kann die richtige sportliche Betätigung das Voranschreiten der Arthrose verlangsamen und die Schmerzen reduzieren. Dabei sollte diese an den Schweregrad der Arthrose (Stadium 1 - 4) und den aktuellen Schmerzlevel angepasst werden.


Mithilfe des richtigen Trainings können Schmerzen und Entzündungen reduziert sowie Funktionalität im Gelenk erhalten bzw. wiederhergestellt werden. So kann das Training langfristig zu einer Zunahme der Lebensqualität führen.


Welcher Sport ist geeignet?

Insbesondere Sportarten mit gleichförmiger Bewegung und wenig Belastung werden empfohlen (Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Langlauf). Zudem ist ein sanftes und moderates Krafttraining der kniestabilisierenden Muskeln sowie eine Dehnung verkürzter Muskeln ratsam. Trainiert werden sollte regelmäßig zwei bis drei Mal pro Woche für etwa 45 Minuten.


Sportarten mit starken Stoßbelastungen, schnellen Richtungswechseln und Start-Stopp-Bewegungen hingegen sollten eher vermieden werden (Joggen, Tennis spielen, Skifahren).


Was bewirkt Training bei Kniearthrose?

  • Kräftigung der knieumgebenden Muskulatur, die das Kniegelenk entlastet und so Schmerzen reduzieren kann

  • Erhöhung des Stoffwechsels im Gelenk, Produktion von Gelenkflüssigkeit (Synovia), die wichtig für die Versorgung des (noch vorhandenen) nicht durchbluteten Knorpelgewebes mit Nährstoffen ist

  • Erhöhung der Beweglichkeit des Gelenks und Beibehaltung der Funktionalität

  • Reduktion des Körpergewichts / Vorbeugung von Übergewicht und Entlastung des Gelenks


Präventive Maßnahmen, um einer Kniearthrose vorbeugen

Auch bei Arthrose gilt der Spruch „Prävention ist die beste Therapie”. Falls Sie noch nicht oder nur leicht betroffen sind, können Sie durch präventives Verhalten eine krankhafte Arthrose im Körper verhindern.

  • Regelmäßiges Krafttraining, um die Kniegelenke zu entlasten

  • Auf ausreichend Bewegung achten, um die Versorgung des Knorpels zu gewährleisten

  • Sanfte und gleichförmige Bewegungen bevorzugen (z.B. Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking)

  • Auf eine achsengerechte Belastung achten und Fehlstellungen der Beinachsen behandeln lassen

  • Übergewicht vermeiden, um die Belastung auf die Knie zu reduzieren

  • Sehr starke und einseitige Belastungen vermeiden

  • Nährstoffreich ernähren (der Stoffwechsel und Hormonhaushalt können eine Arthrose positiv oder negativ beeinflussen)

 

Literatur

Stöve, J. & Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) (2018). S2k-Leitlinie: Gonarthrose. Abgerufen unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert.pdf

Duchow, J. & Kohn, D. (2003). Die Behandlung der beginnenden Gonarthrose in mittleren Lebensalter. Der Orthopäde, 10. doi: 10.1007/s00132-003-0566-3

Grimberg, A., Jansson, V., Lützner, J., Melsheimer, O., Morlock, M. & Steinbrück, A. (2020). Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik eV. (2020). Jahresbericht 2020. EPRD: Berlin. doi: 10.36186/reporteprd022020

Hollmann, W. & Strüder, H. K. (2009). Sportmedizin. Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin (5. Auflage). Schattauer: Stuttgart.

Messier, S. P., Mihalko, S. L. & Beavers, D. P. (2021). Effect of High-Intensity Strength Training on Knee Pain and Knee Joint Compressive Forces Among Adults With Knee Osteoarthritis: The START Randomized Clinical Trial. Journal of the American Medical Association, 325. doi: 10.1001/jama.2021.0411


Bildquelle: www.shutterstock.com

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